Am 27.10.22 haben wir als Netzwerk aller Ernährungsräte in Niedersachsen in einer Pressemitteilung Forderungen an die sich neu bildende Koalition gestellt:
Die Koalition vergisst die Ernährungspolitik. Dabei geht es um die Zukunft unserer Kinder
Hannover, der 27. Oktober 2022
In der Berichterstattung zu den Koalitionsverhandlungen in Niedersachsen tauchen viele Themen auf. Nur eines fehlt: unsere Ernährungspolitik. Dabei geht es um die Zukunft unserer Kinder – besonders in Kitas und Schulen, darum ob wir als Gesellschaft uns noch mehr Übergewicht und Fettsucht leisten wollen, von Folgeerkrankungen und Folgekosten ganz zu schweigen. Die Weltbank bezeichnet die volkswirtschaftlichen Risiken des fehlgesteuerten Ernährungssystems als „tickende Zeitbombe“.
Ernährung und Ernährungspolitik – und das scheint Politik gar nicht oder wenig zu sehen –ist nicht nur gesundes Kochen und Essen. Es betrifft die Frage, welche Landwirtschaft wir in Zukunft wollen, welchen Beitrag die Herstellung, Verarbeitung und Aufbereitung unserer Lebensmittel zu unserer Gesundheit und zum Umweltschutz leisten, und das betrifft auch die großen Mengen an Lebensmittelabfällen. Der Verbraucherschutz sollte uns vor hochverarbeiteten Lebensmitteln („Ultra-Processed Foods“) zumindest warnen, Schulpolitik und Schulbau die Räume zur Verfügung stellen, dass nachhaltige Ernährung, Umweltschutz und Nachhaltigkeit als Lehrfach nicht nur Theorie bleiben, sondern in Schule praktisch erlebbar und genießbar werden. Und unsere Sozialpolitikmuss in Abstimmung mit dem Wirtschafts- und Finanzministerium mit dazu beitragen, dass gesundes Essen allen, und wirklich auch allen Kindern und Jugendlichen in Kitas und Schulen zur Verfügung steht.
Also raus aus dem Kastendenken der einzelnen Ministerien, hin zu einer ressortübergreifenden Ernährungspolitik – für unsere Kinder in Niedersachsen. Der Koalitionsvertrag für die neue Legislaturperiode muss eine Ernährungspolitik hin zu einer Ernährungswende festschreiben.
Diese und weitere Forderungen unterbreitet das Netzwerk Ernährungsräte Niedersachsen e.V. den Parteien im Landtag.
Kontakt:
Björn Zimmert, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit – [email protected] | Tel.: +49 176 52701439
Das ist unsere gemeinsame Pressemitteilung und unser Forderungskatalog im Agrarbündnis Niedersachsen vom 14.10.22:
Agrarbündnis Niedersachsen fordert eine zukunftsfähige, gerechte und ökologische Landwirtschaft
Anlässlich der Landtagswahlen hat sich das Agrarbündnis Niedersachsen neu formiert. Es setzt sich für eine regionale, ökologische, sozial- und tierwohlgerechte Agrar- und Ernährungswende ein und hat umfassende Forderungen an die künftige Landesregierung formuliert.
Als bedeutendes Agrarland trägt Niedersachsen eine besondere Verantwortung und sollte Vorreiter für den notwendigen Umbau der Land- und Lebensmittelwirtschaft werden. Die Partner im Agrarbündnis Niedersachsen sind sich einig: „Das Ziel muss eine tiergerechte, bodenerhaltende und vielgestaltige Landwirtschaft sein, die mit dem Schutz von Klima, Ressourcen, Arten und Lebensräumen einhergeht. Gleichzeitig müssen Landwirt*innen und abhängig Beschäftigte fair entlohnt und Arbeitsbedingungen verbessert werden.“ Der Forderungskatalog beinhaltet unter anderem die Reduzierung des Pestizideinsatzes, den freien Zugang zu Saatgut, eine tiergerechte Tierhaltung, die Förderung von ökologischem Landbau und regionaler Wertschöpfung sowie die Reduzierung des Flächenverbrauchs.
Ein Schlüsselelement ist die Tierhaltung: Sie muss tiergerecht und umweltschonend umgebaut werden. Die notwendige Verringerung der Tierzahlen darf nicht durch verstärkte Importe ausgeglichen werden. Die Anzahl der Tiere ist an betriebliche Futtergrundlagen und die verfügbare Fläche für die Ausbringung von Wirtschaftsdünger zu binden, mit einer schrittweisen Reduktion auf max. 2 GV/ha je Betrieb. Die Empfehlungen des Kompetenznetzwerkes Nutztierhaltung müssen umgesetzt werden. Umbauwillige Betriebe müssen ausreichend gefördert werden. Gleichzeitig müssen Landwirt*innen, die bereits bessere Haltungsformen praktizieren, durch eine höhere Bepreisung ihrer Produkte profitieren. Die Förderung sollte insbesondere eine Weidehaltung honorieren.
Um den Ökolandbau auf 10 % bis 2025 und auf 15 % bis 2030 auszubauen, bedarf es zusätzlicher Maßnahmen wie einer landesweiten Kampagne zur Förderung von Bio-Produkten in der Außer-Haus-Verpflegung. Hier müssen Land und Kommunen mit gutem Beispiel vorangehen. Gleichzeitig müssen Verbraucher*innen aller Einkommensstufen die Möglichkeit haben, sich mit gesunden und nachhaltig erzeugten Lebensmitteln zu versorgen. Dazu müssen bestehende regionale Versorgungsketten weiterentwickelt, Lücken in regionalen Wertschöpfungsketten geschlossen und neue Strukturen gefördert werden.
Die Partner im Agrarbündnis betonen: „Es ist eine herausfordernde Zeit – Klimawandel, Pandemie, Krieg und hohe Energiepreise beschäftigen uns alle. Doch nie war es dringender, unsere Landwirtschaft und unsere Ernährung umzugestalten, damit wir uns auch in Zukunft gut ernähren können. Deshalb appellieren wir an die künftige Landesregierung, Rahmenbedingungen zu schaffen, die es ermöglichen, unsere Landwirtschaft nachhaltiger und sozial gerechter zu gestalten.“
Hintergrund:
Das Agrarbündnis Niedersachsen besteht aus Organisationen aus den Bereichen Landwirtschaft, Umwelt- und Tierschutz, der Entwicklungszusammenarbeit, des Lebensmittelhandwerks und Verbraucher*innenorganisationen. Vertreten sind:
Liste aller Mitglieder:
Die Freien Bäcker e.V., Verband Entwicklungspolitik e.V., BUND Landesverband Niedersachsen e.V., Ökumenisches Zentrum Oldenburg e.V., Slow Food Deutschland e.V. Convivium Hannover, Bäuerliche Gesellschaft e.V. – Demeter im Norden, Arbeitslosenselbsthilfe Oldenburg e.V., Attac Regionalgruppe Hannover, Bürgerinitiative LAHSTEDT-ILSEDE für TIER, MENSCH und UMWELT, Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft Landesverband Niedersachsen/ Bremen e.V., Bundesverband Deutscher Milchviehhalter e.V. – Landesteam Niedersachsen, Nabu Niedersachsen e.V., Bioland Niedersachsen e.V., Naturland – Verband für Ökologischen Landbau e.V., Bürgerinitiative Flottwedel e.V., Deutscher Tierschutzbund Landestierschutzverband Niedersachsen e.V., Netzwerk Ernährungsrat Hannover und Region e.V., Ernährungsrat Oldenburg – transfer- Netzwerk nachhaltige Zukunft e.V., Aktion Agrar – Landwende jetzt e.V., Arbeitsgemeinschaft für artgerechte Nutztierhaltung e.V., Tierärzte für verantwortbare Landwirtschaft e.V.
Mehr Informationen:
Hier finden sie den Forderungskatalog des Agrarbündnisses.
Kontakt:
Daria Kistner, Vorsitzende Netzwerk Ernährungsrat Hannover und Region e.V.: [email protected] / +49 176 3555 0641