Presseinformation | Klarer Kopf sucht gute Nahrung
Presseinformation | Klarer Kopf sucht gute Nahrung

Presseinformation  | Hannover, 16. Juli 2021

„Viel Fleisch, viel Fett, verkocht und klimaschädlich“: Das Essen in Schulkantinen hat keinen guten Ruf. Dass es auch anders geht, zeigt„Klarer Kopf sucht gute Nahrung“, eine Veranstaltung des ErnährungsratsHannover und Region und der IGS List.

 

Eine Umstellung derSchulverpflegung von „viel Fleisch, viel Fett, verkocht und klimaschädlich“ zuregionaler, saisonaler, fleischreduzierter, fair und umweltfreundlich produzierterNahrung, wenn möglich frisch in der schuleigenen Küche gekocht: dass diesnotwendig und möglich ist, belegt die Veranstaltung „Klarer Kopf sucht guteNahrung“, die der Ernährungsrat Hannover und Region gemeinsam mit Schüler*innenund Eltern der IGS List am 16. Juli 2021 durchgeführt hat. Gefordert wird eineWende zu mehr Nachhaltigkeit in der Schulverpflegung. Mahlzeiten sollen frisch,saisonal, regional, nachhaltig, klima- und ressourcenschonend, fleischreduziert und verpackungsarm möglichst vor Ort unter fairen Arbeitsbedingungen zubereitet werden.

 

„Nachhaltigkeit und gesunde Ernährung stehen auf dem Lehrplan. Der Anspruch ist hoch: doch die Wirklichkeit sieht anders aus“, so Schulleiterin Petra Hoppe, „nämlich dann, wenn die Schüler*innen aus dem Unterricht über gesunde Ernährung kommen und in ihre Mensa das aufgewärmte Essensangebot treffen“. Zudem gibt es kaum Schulgärten und in der Regel keine eigenen Küchen, um das Gelernte praktisch ausprobieren zu können. Stadt und Region haben konsequent Kochküchen abgebaut und planen nur noch Aufwärmküchen. „Aber es bewegt sich etwas beim Schulträger“, so die Zuversicht der Schulleiterin.

Für Caterer, die Schulen beliefern, ist derSpielraum gering, denn es geht hauptsächlich um den Preis. Gemäß Ratsbeschluss soll ein Mittagessen einen durchschnittlichen Preis von 2,80 Euro nicht übersteigen. Es ist schwer, gesunde Mahlzeiten für Kinder und Jugendliche anzubieten, da ein Caterer-Betrieb in der Regel viele weitere Mensen und Kantinen vor allem für Erwachsene beliefert. Der Caterer Rotzlöffel ist dabei eine Ausnahme und könnte als Beispiel dienen. „Schulverpflegung kann gesund und kindgerecht sein!“, so Sonja Faber, Bio-Catering-Rotzlöffel. Auf Wunsch von Eltern nach einem Biocatering beliefert sie Kitas und Schulen. Aber: bei Schulen steht das komplizierte Abrechnungssystem im Weg. Was Dietmar Hagen mit seiner „Essenzeit“ in der Wirtschaft möglich macht, davon sind viele Schulkantinen weit entfernt.

 

Schüler- und Elternvertreter der IGS List wollen eine „Wende zu mehr Nachhaltigkeit in der Schulverpflegung“. Schülerin Imke Hamann hatte die Idee, mithilfe ihrer „Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit“ Veränderungen durchzusetzen. „Ja, die Stadt muss auf die Kosten gucken. Aber langfristige Schäden wie Gesundheitsprobleme von Schülerinnen und Schülern, die sich nicht richtig ernähren, und vor allem der Klimawandel kosten javiel mehr.“ Holger Michaelsen, Elternvertreter im Schulvorstand geht es um Bildungsgerechtigkeit, Gesundheitsversorgung der Gesellschaft und Nachhaltigkeit. „Wenn wir das Thema gute Ernährung nicht in den Schulen verankern, lernt das ein Teil der Schüler zu Hause nie.“

Dass doch einiges möglich ist, belegt Carsten Huge, Schulleiter der Oberschule Gehrden. Der Schule verfolgt konsequent die praktische Umsetzung von Ernährung, Kochen und Nachhaltigkeit im Rahmen des Unterrichts mit allenSchüler*innen. Ihm ist es auch gelungen, den Rat der Stadt Gehrden zu überzeugen, im Neubau in eine Frischkochküche zu investieren.

 

Die Landwirte der Region würde gerne mehr frische und regionale Produkte direkt an Kantinen liefern, so der Wunschvon Volker Hahn, Vors. Landvolk Hannover (Kreisverband), und Carolin Grieshop, Geschäftsführerin des Kompetenzzentrums Ökolandbau Niedersachen. Allein die Hürden sind heute zu hoch: Es fehlen die Nachfrage und die notwendige Struktur in den Schulen. Die Hürde der Formalität/Ausschreibung kommt noch hinzu.

 

Dass etwas in der Wertschöpfungskette vom Acker bis zum Teller getan und verändert werden muss, darauf wies Marina von Kaweczynski, Diabetesberaterin, hin: die Auswirkungenschlechter Ernährung mit steigenden Zahlen an Übergewicht und Diabetes Typ 2 bei Kindern und Jugendlichen. „Dem gilt es entgegenzusteuern!“ Wenn wir nicht mit praktischem Lernen und Üben in Kitas und Schulen anfangen, wo dann? Die Folgekosten schlechter Ernährung trägt das „Gesundheitssystem“ – und damit wir alle.

 

Teilnehmer*innen aus den Bereichen Erziehung, Verwaltung und Politik, Erzeugung und Verarbeitung, Gesundheit und Gesundheitsvorsorge, Schüler*innen und Eltern haben sich intensiv zu den Aspekten Schulverpflegung ausgetauscht. Alle teilten den Wunsch nach mehr  Engagement für gesunde Schulverpflegung. Einig war man sich auch am Schluss darin: es kann nicht sein, dass gesunde Ernährung von der Schulleitung abhängt. Es braucht eine Verwaltung, die den starken Rückenwind der Politik spürt, mit zu gestalten. Aber gerade der fehlt zurzeit.

 

Pressekontakt:

Linda Budde, linda.budde@ern-ha.de

Netzwerk Ernährungsräte Hannover und Region i.G.

c/o Umweltzentrum

Hausmannstrasse 9-10

30159 Hannover

www.ernaehrungsrat-hannover.de

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July 16, 2021

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Eine Umstellung derSchulverpflegung von „viel Fleisch, viel Fett, verkocht und klimaschädlich“ zuregionaler, saisonaler, fleischreduzierter, fair und umweltfreundlich produzierterNahrung, wenn möglich frisch in der schuleigenen Küche gekocht: dass diesnotwendig und möglich ist, belegt die Veranstaltung „Klarer Kopf sucht guteNahrung“, die der Ernährungsrat Hannover und Region gemeinsam mit Schüler*innenund Eltern der IGS List am 16. Juli 2021 durchgeführt hat. Gefordert wird eineWende zu mehr Nachhaltigkeit in der Schulverpflegung. Mahlzeiten sollen frisch,saisonal, regional, nachhaltig, klima- und ressourcenschonend, fleischreduziert und verpackungsarm möglichst vor Ort unter fairen Arbeitsbedingungen zubereitet werden.

 

„Nachhaltigkeit und gesunde Ernährung stehen auf dem Lehrplan. Der Anspruch ist hoch: doch die Wirklichkeit sieht anders aus“, so Schulleiterin Petra Hoppe, „nämlich dann, wenn die Schüler*innen aus dem Unterricht über gesunde Ernährung kommen und in ihre Mensa das aufgewärmte Essensangebot treffen“. Zudem gibt es kaum Schulgärten und in der Regel keine eigenen Küchen, um das Gelernte praktisch ausprobieren zu können. Stadt und Region haben konsequent Kochküchen abgebaut und planen nur noch Aufwärmküchen. „Aber es bewegt sich etwas beim Schulträger“, so die Zuversicht der Schulleiterin.

Für Caterer, die Schulen beliefern, ist derSpielraum gering, denn es geht hauptsächlich um den Preis. Gemäß Ratsbeschluss soll ein Mittagessen einen durchschnittlichen Preis von 2,80 Euro nicht übersteigen. Es ist schwer, gesunde Mahlzeiten für Kinder und Jugendliche anzubieten, da ein Caterer-Betrieb in der Regel viele weitere Mensen und Kantinen vor allem für Erwachsene beliefert. Der Caterer Rotzlöffel ist dabei eine Ausnahme und könnte als Beispiel dienen. „Schulverpflegung kann gesund und kindgerecht sein!“, so Sonja Faber, Bio-Catering-Rotzlöffel. Auf Wunsch von Eltern nach einem Biocatering beliefert sie Kitas und Schulen. Aber: bei Schulen steht das komplizierte Abrechnungssystem im Weg. Was Dietmar Hagen mit seiner „Essenzeit“ in der Wirtschaft möglich macht, davon sind viele Schulkantinen weit entfernt.

 

Schüler- und Elternvertreter der IGS List wollen eine „Wende zu mehr Nachhaltigkeit in der Schulverpflegung“. Schülerin Imke Hamann hatte die Idee, mithilfe ihrer „Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit“ Veränderungen durchzusetzen. „Ja, die Stadt muss auf die Kosten gucken. Aber langfristige Schäden wie Gesundheitsprobleme von Schülerinnen und Schülern, die sich nicht richtig ernähren, und vor allem der Klimawandel kosten javiel mehr.“ Holger Michaelsen, Elternvertreter im Schulvorstand geht es um Bildungsgerechtigkeit, Gesundheitsversorgung der Gesellschaft und Nachhaltigkeit. „Wenn wir das Thema gute Ernährung nicht in den Schulen verankern, lernt das ein Teil der Schüler zu Hause nie.“

Dass doch einiges möglich ist, belegt Carsten Huge, Schulleiter der Oberschule Gehrden. Der Schule verfolgt konsequent die praktische Umsetzung von Ernährung, Kochen und Nachhaltigkeit im Rahmen des Unterrichts mit allenSchüler*innen. Ihm ist es auch gelungen, den Rat der Stadt Gehrden zu überzeugen, im Neubau in eine Frischkochküche zu investieren.

 

Die Landwirte der Region würde gerne mehr frische und regionale Produkte direkt an Kantinen liefern, so der Wunschvon Volker Hahn, Vors. Landvolk Hannover (Kreisverband), und Carolin Grieshop, Geschäftsführerin des Kompetenzzentrums Ökolandbau Niedersachen. Allein die Hürden sind heute zu hoch: Es fehlen die Nachfrage und die notwendige Struktur in den Schulen. Die Hürde der Formalität/Ausschreibung kommt noch hinzu.

 

Dass etwas in der Wertschöpfungskette vom Acker bis zum Teller getan und verändert werden muss, darauf wies Marina von Kaweczynski, Diabetesberaterin, hin: die Auswirkungenschlechter Ernährung mit steigenden Zahlen an Übergewicht und Diabetes Typ 2 bei Kindern und Jugendlichen. „Dem gilt es entgegenzusteuern!“ Wenn wir nicht mit praktischem Lernen und Üben in Kitas und Schulen anfangen, wo dann? Die Folgekosten schlechter Ernährung trägt das „Gesundheitssystem“ – und damit wir alle.

 

Teilnehmer*innen aus den Bereichen Erziehung, Verwaltung und Politik, Erzeugung und Verarbeitung, Gesundheit und Gesundheitsvorsorge, Schüler*innen und Eltern haben sich intensiv zu den Aspekten Schulverpflegung ausgetauscht. Alle teilten den Wunsch nach mehr  Engagement für gesunde Schulverpflegung. Einig war man sich auch am Schluss darin: es kann nicht sein, dass gesunde Ernährung von der Schulleitung abhängt. Es braucht eine Verwaltung, die den starken Rückenwind der Politik spürt, mit zu gestalten. Aber gerade der fehlt zurzeit.

 

Pressekontakt:

Linda Budde, linda.budde@ern-ha.de

Netzwerk Ernährungsräte Hannover und Region i.G.

c/o Umweltzentrum

Hausmannstrasse 9-10

30159 Hannover

www.ernaehrungsrat-hannover.de

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